Einmal mehr spricht Jesus in der Bergpredigt über unsere Gedanken. Wo sind wir mit unseren Gedanken? Beim Geld (Matthäus 6,19-24) oder verstrickt in die Sorgen des Lebens (Matthäus 6,25-34)? Jesus spricht vom «Trachten nach dem Reich Gottes» (Matthäus 6,33). Was ist das für ein Deal?
Wir lesen Matthäus 6,19-34: „19 Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Fraß zerstören und wo Diebe durchgraben und stehlen; 20 sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Fraß zerstören und wo Diebe nicht durchgraben noch stehlen! 21 Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.
22 Die Lampe des Leibes ist das Auge; wenn nun dein Auge klar ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; 23 wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß die Finsternis!
24 Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
25 Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung?
26 Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie weder säen noch ernten noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel wertvoller als sie? 27 Wer aber unter euch kann mit Sorgen seiner Lebenslänge eine Elle zusetzen? 28 Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen; sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch aber, dass selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen. 30 Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen?
31 So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir trinken? Oder: Was sollen wir anziehen? 32 Denn nach diesem allen trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles benötigt.
33 Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden. 34 So seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag! Denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat an seinem Übel genug.“
Es scheint ganz einfach. Wenn wir nach dem Reich Gottes trachten, werden wir Speise und Trank haben, Kleider, die schöner sind als die Lilien auf dem Feld, Geld, Gesundheit und Wohlstand. So oder ähnlich könnte man diese Verse verstehen. Aber warum der merkwürdige Titel: Ankommen? Was meint eigentlich „Trachten nach dem Reich Gottes?“
Klar ist: Es geht um Prioritäten, nicht um ein entweder oder. Ich kann nicht den ganzen Tag in der Bibel lesen und beten und dann kommt automatisch der Pizzaservice und ich bekomme die passenden Kleider von einem Versandhaus zugeschickt.
In Vers 21 steht: „Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.“ Die Frage ist also: Worum kreisen sich meine Gedanken? Und in Vers 22: Was nehme ich mit meinen Augen auf?
Das Wort Mammon leitet sich ursprünglich vom aramäischen Wort mamona (Vermögen, Besitz) ab. Nach einer anderen Quelle stammt es von dem aramäischen Wort aman und bedeutet „das, worauf man sich verlässt“.
Jesus hat nicht etwas gegen Besitz und Geld. Aber wenn wir dem Geld dienen und das Geld nicht mehr uns, dann verdirbt es uns. Jesus hat nichts gegen Besitz, aber er möchte, dass er uns nicht besitzt.
Man sammelt Schätze, um Sicherheit zu haben. Aber nichts kann uns Sicherheit geben. Geld kann entwertet werden. Gesundheit kann schwinden. Mit Geld kann man keine Gesundheit kaufen, sondern nur die Krankheitskosten bezahlen. Ein Unglück kann uns treffen. Der Tod kann uns überraschen.
In Lukas 12 erzählt Jesus die Geschichte von einem reichen Kornbauern, der zu sich selbst sagte: „Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott“ (Lukas 12,19-21).
Es geht also ums reich werden bei Gott. Jesus will uns ermutigen, im Vertrauen auf Gott zu leben. Dazu gibt es eine spannende Beobachtung: Wir besitzen nur, was wir weggeben können. Das andere besitzt uns. Was bestimmt mein Leben?
Wenn wir unser Vertrauen auf das Irdische setzen, sind wir den Schwankungen des Lebens ausgeliefert. Denn meistens kommt es anders, als man denkt. Unser Anker und Halt soll im Himmel sein.
Worauf oder wem wir vertrauen, ist die Kernfrage. Vertraue ich darauf, dass Gott es gut mit mir meint und alles im Griff hat, oder will ich zur Selbsthilfe greifen und mir selbst Sicherheiten aufbauen?
Jesus sagt in Vers 34: „So seid nun nicht besorgt“. Wenn ich der Vergangenheit nachtrauere oder mir Sorgen um die Zukunft mache, verpasse ich die Gegenwart.
Der Wiener Psychiater Raphael M. Bonelli wurde von seinem Buchverleger aufgefordert, ein Buch über das Ankommen zu schreiben. Auch ihm war das Stichwort zunächst fremd. Aber der Verleger meinte, er sei angekommen.
Ich finde den Begriff des Ankommens spannend. Er sagt eigentlich genau das, was Jesus mit dem Sorgen meint. Wir stehen in der Gefahr, uns ständig mit etwas zu beschäftigen, das uns nichts angeht. Dadurch verpassen wir die Gegenwart.
Bonelli stellt fest: Jeder Mensch verspürt die Sehnsucht, anzukommen: an einem Ort, in einer Beziehung, in seinem Tun. Aber warum fällt das Ankommen so schwer? Warum halten sich so viele stets eine Hintertür offen, anstatt sich ganz auf etwas einzulassen? Warum quält uns so oft die Frage, ob alles nicht noch besser sein könnte?
Bonelli konzentriert sich auf drei Bereiche. Er spricht vom Ankommen im Beruf, in der Partnerschaft und in der geistlichen Heimat.
Wenn wir ständig vergleichen und uns immer noch eine Option offenhalten wollen, dann sind wir noch nicht im Jetzt angekommen.
Das gilt für alle Lebensbereiche. Wir sind alle davon betroffen. Beim Vergleichen von Familien, Kindern, Autos, Wohnungen, Begabungen, Kirchengemeinden und so weiter.
Beim Trachten nach dem Reich Gottes geht es um das Ankommen. Wir lassen uns auf Gott ein. Wir wollen sein, was er in uns hineingelegt hat.
Trachten nach dem Reich Gottes bedeutet: Wir geben Gott, was ihm gebührt. In Römer 1,20-21 heißt es: „Sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung sind; 21 weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen auf Nichtiges verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde… 24 Darum hat Gott sie dahingegeben“.
Königreich Gottes bedeutet, Jesus als König anzuerkennen und nicht mehr selbst regieren zu wollen. Wir drehen uns nicht mehr nur um uns selbst.
Die Konsequenz ist, dass wir Gottes Gedanken als das Beste für unser Leben erkennen. Jesus lehrt uns in Matthäus 6,10 zu beten: „Dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden!“
Daraus erwächst der Wunsch, uns selbst und unsere Umwelt mit den Augen Gottes zu sehen. In Psalm 119,18 heißt es: „Öffne meine Augen, damit ich schaue die Wunder aus deinem Gesetz.“ Ankommen heißt, nicht mehr zu vergleichen, sondern dankbar mit Gott zu leben.
Das bedeutet nicht, dass wir uns selbst vernachlässigen. Aber wir drehen uns nicht mehr um Geld, Kleider, Essen und Trinken. Das sagt Jesus im heutigen Abschnitt. Paulus sagt es so: „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.“ (Römer 14,17).
Natürlich freuen wir uns heute über die Vielfalt der «Teilete». Aber nicht das bessere Essen steht im Mittelpunkt, sondern die Gemeinschaft und die Zeit füreinander. Die Geschmäcker sind ja auch verschieden.
Natürlich kleiden wir uns so, dass es passt. Aber was einen Menschen ausmacht sind nicht seine Kleider, sondern seine Persönlichkeit, die inneren Werte. So wie es in Lukas 12,21 heißt: „Reich sein in Gott“.
Wir sind auch gute Verwalter und leben nicht einfach gedankenlos in den Tag hinein und betteln dann andere Menschen an. Wir müssen uns überlegen, was notwendig ist und wo wir auf etwas verzichten können, was wir uns gönnen und wie viel Geld wir zurücklegen müssen, damit wir nicht immer an unsere Grenzen stoßen. Manchmal ist das Miteinander auch schwierig, weil wir unterschiedliche Prioritäten setzen. Was dem einen wichtig ist, kann der andere gut entbehren. Aber wenn wir mehr ausgeben, als wir haben, werden wir nie genug Geld haben. Dann laufen wir ständig dem Geld hinterher. Und dann ist es zu billig, Gott zu bitten, meinen Lebensstil zu finanzieren. Vielleicht will Gott uns an der Hand nehmen, unsere Einstellung ändern und uns so langsam aus der Negativspirale herausführen. Wenn wir unseren Beitrag leisten, kann Gott uns auch neue Türen öffnen.
Für mich fasst das Stichwort „Ankommen“ den heutigen Text sehr gut zusammen. Ankommen ist für uns alle eine Herausforderung. Reich Gottes leben heißt, jeden Tag mit Gott unterwegs sein, mit ihm rechnen, mit ihm sprechen und mit seinen Augen sehen. Wer Ewigkeit lebt, freut sich am Augenblick.
Hanspeter Obrist, Januar 25
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