Nachdem Jesus in der Bergpredigt aufgezeigt hat, mit wem er das Reich Gottes bauen will, dass es um den ursprünglichen Sinn der Gebote geht, dass alles mit den Gedanken beginnt und dass man nicht den Weg der Vergeltung gehen soll, zeigt er nun auf, dass man das Richtige auch mit falschen Motiven tun kann.
So sagt er in Matthäus 6 ab Vers1:
1 Habt acht auf eure Gerechtigkeit, dass ihr sie nicht vor den Menschen übt, um von ihnen gesehen zu werden! Sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der in den Himmeln ist.
2 Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Menschen geehrt werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 3 Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut; 4 damit dein Almosen im Verborgenen sei, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.
5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 6 Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und wenn du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.
Was Jesus hier anspricht, sind die Motive. Es geht darum, dass wir nicht aufgrund von Erwartungen oder Drohungen handeln und glauben, sondern weil wir von Gottes Liebe und Barmherzigkeit fasziniert sind.
Es gibt die extrinsische und die intrinsische Motivation. Entweder werde ich durch äußere Anreize oder Androhungen zu einer Handlung motiviert, oder etwas in mir treibt mich an. Die Frage ist: Will ICH etwas tun oder MUSS ich etwas tun?
Viele Menschen werden durch äußere Einflüsse, Erwartungen oder Ängste angetrieben. Dazu gehören finanzielle Anreize, Existenzängste, Erwartungen von Eltern, Partnern, Freunden, Kollegen, Nachbarn und der Gesellschaft. Man möchte dazugehören, anerkannt und wertgeschätzt werden. Man möchte gesehen werden, wie es Jesus sagt.
Bei einem inneren Antrieb fasziniert mich etwas, ich möchte etwas vertiefen, neue Erfahrungen machen, etwas gestalten. Ich tue Dinge, ohne dass mich jemand dazu motivieren muss. Ich mache es auch ohne gesehen zu werden. Zum Beispiel: Ich spreche mit Gott, weil ich Zeit mit ihm verbringen will.
Dann gibt es viele Mischformen. Die Motivation kann bei der gleichen Aktivität wechseln. Am Anfang ist man begeistert und plötzlich wird es zur Pflicht oder man hat das Gefühl, unersetzlich zu sein.
Fabiola Bloch, Präsidentin des gemeinnützigen Vereins «Basel hilft mit», findet es fatal, wenn Menschen in einer Tätigkeit so aufgehen, dass sie sich selbst und ihr familiäres Umfeld vernachlässigen. Sie kennt Freiwillige, die sich ins Unermessliche steigern, zur Genüge. „Gebraucht zu werden ist wie eine Droge“, sagt sie in der BAZ.
Was kann uns motivieren etwas zu tun?
Bei der Freiwilligenarbeit sind die Motive noch vielfältiger. Hier einige mögliche Motive:
Anerkennung, Wertschätzung, Vorteile für das persönliche Leben, Einblicke in Hintergründe, Erlernen neuer Fähigkeiten, Hilfe für die berufliche Entwicklung, Erweiterung des eigenen Horizonts, sinnstiftende Ergänzung zum eintönigen Alltag, Ausgleich, intellektuelle oder körperliche Herausforderung.
Jesus sagt: „1 Habt acht auf eure Gerechtigkeit, dass ihr sie nicht vor den Menschen übt, um von ihnen gesehen zu werden! Sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der in den Himmeln ist.“
„5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.“
Paulus schreibt im 1. Korinther 13,3: „Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.“
Es besteht also die Gefahr, dass wir Dinge tun, nur um damit bei anderen Eindruck zu machen.
Johannes bringt es in 1.Johannes 4,18-19 auf den Punkt: „18 Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet mit Strafe; wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. 19 Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.“
Als Christen haben wir einen großen Vorteil. Wir machen die Erfahrung, dass wir von Gott geliebt sind. Wir handeln also nicht, um geliebt zu werden, sondern wir setzen uns ein, weil wir Gottes Liebe erfahren haben.
Jesus fasst es in Markus 12,30 so zusammen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft!“ und „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“
Unsere Motivation ist die Großzügigkeit Gottes. Deshalb muss die Rechte nicht wissen, was die Linke tut. Wir müssen nicht aufrechnen.
Jesus will, dass seine Nachfolger flexibel und unkonventionell helfen, auch wenn man dafür keine öffentliche Anerkennung bekommt – dafür kann man sich aber Gottes Segen sicher sein.
Jesus setzt einen Kontrapunkt zur jüdischen Auffassung, die das dreimal tägliche öffentliche Gebet zur Pflicht gemacht hat. Im rabbinischen Judentum müssen immer zehn Männer anwesend sein, um die Gebetspflicht erfüllen zu können. Die Tradition des dreimaligen Gebets anstelle des Opfers im Tempel entstand im Exil, als der Tempeldienst weggefallen war.
Unsere Motivation zum Gebet ist, dass wir unser Leben mit Gott teilen wollen. Wir wollen mit ihm im Gespräch sein.
Natürlich gibt es auch gemeinsame und liturgische Gebete. Auch sie sind ein Segen, aber sie ersetzen das persönliche Gespräch mit Gott nicht.
Beten ist auch keine Bußübung oder ein Abverdienen mit guten Werken.
Das Gebet Jesu ist vielmehr eine Anleitung zum persönlichen Gespräch mit Gott. Es ist zugleich ein Bekenntnis zu Gott.
Oft ist es ein schmaler Grat zwischen gesunden und ungesunden Motiven. Schwierig wird es, wenn ich wegen anderen etwas tue und nicht, weil ich es will.
Unser Leben ist ein Geben und Nehmen. Es ist nicht gut, wenn der Mensch allein ist. Wir sollen einander ergänzen, aber keine Abhängigkeiten schaffen. Jüngere Menschen können durch die ehrenamtliche Tätigkeit neue Erfahrungen sammeln. Ältere Menschen teilen ihre Erfahrungen mit der Gemeinschaft. Freude will geteilt werden. Die Faszination des Lebens besteht darin, es zu teilen. Dinge nicht einsam, sondern gemeinsam zu tun. Es hilft auch, Schwierigkeiten miteinander zu ertragen.
Wenn wir uns von Gott begeistern lassen, haben wir eine andere Motivation. Dann bekennen wir: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Wir alle wollen selbstlos geliebt werden. Wenn wir die Liebe Gottes erfahren haben, können wir auch anderen Liebe schenken.
Weil wir nicht davon leben, gebraucht zu werden, können wir Situationen und Personen auch wieder Gott überlassen. Durch uns wird das Reich Gottes erfahrbar, aber wir lassen uns nicht von den Erwartungen anderer steuern.
Die Motive eines Menschen können wir von außen nicht beurteilen. Aber hier gilt das Wort Jesu: „Dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.“
Paulus schreibt in 1.Korinther 4,5: „Richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und das Trachten der Herzen offenbar machen wird. Dann wird auch einem jeden von Gott Lob zuteilwerden.“
Gott schaut auf das Herz. So wie es auch bei der Berufung Davids zum König heißt: „Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen wahrnehmen können; ich dagegen schaue jedem Menschen ins Herz“ (1.Samuel 16,7).
Beim letzten Bibeltreff lasen wir, dass Gott den römischen Hauptmann Kornelius gesehen und mit viel Aufwand Petrus zu ihm geschickt hat. Damit wurde allen klar, was Petrus in Apostelgeschichte 10,34-35 so zusammenfasst: 34 „Jetzt erst habe ich wirklich verstanden, dass Gott niemanden wegen seiner Herkunft bevorzugt oder benachteiligt. 35 Alle Menschen sind ihm willkommen, ganz gleich, aus welchem Volk sie stammen, wenn sie nur Ehrfurcht vor ihm haben und so leben, wie es ihm gefällt.“
Ein weiteres Beispiel ist die arme Witwe, die zwei kleine Münzen in den Opferstock warf. Jesus sagte etwas, was sonst niemand sehen konnte: „In Wahrheit sage ich euch, dass diese arme Witwe mehr eingelegt hat als alle. Denn alle diese haben von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat aus ihrem Mangel heraus den ganzen Lebensunterhalt, den sie hatte, eingelegt“ (Lukas 21,3-4). Ihr Beitrag war klein vor den Menschen, aber groß bei Gott.
Weitere Impulse zur Bergpredigt
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