Paulus in Athen – ein Sinnbild für unsere Zeit

Es fällt auf, dass die viel gerühmte Musterpredigt von Paulus in Athen (Apostelgeschichte 17,19-34) kein Erfolg war.

Zunächst würdigt Paulus ihre Hingabe. Denn in jedem Menschen ist ein göttlicher Funke.

Es ist ihm wichtig zu betonen, dass Gott nicht ein Gedanke des Menschen, sondern der Mensch ein Gedanke Gottes ist. Ohne Gott fehlt uns etwas.

In ihm leben wir und bewegen wir uns“ (Apostelgeschichte 17,28).

Um das wahrzunehmen, müssen wir umdenken und uns Gott zuwenden („dass überall alle umkehren sollen“).

Umdenken von unseren falschen Gottesbildern, hin zum liebenden himmlischen Vater, wie er sich in der Bibel offenbart.

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Es fällt auf, dass die viel gerühmte Musterpredigt von Paulus in Athen (Apostelgeschichte 17,19-34) kein Erfolg war. Von den wenigen Interessierten lesen wir später in der Bibel nichts mehr. Der Glaube kommt nicht aus dem Verstand, sondern aus dem Herzen.

Wichtige Einrichtungen im antiken Athen waren die Agora (zentraler Markt– und Versammlungsplatz, Stadtplatz) und der Areopag. Der römische Kaiser Augustus ließ zwischen den Jahren 19 und 11 v. Chr. östlich der griechischen Agora eine römische errichten.

Der sogenannte Areopag ist ein 115 Meter hoher Felsen nordwestlich der Akropolis im Zentrum Athens. In der Antike tagte hier der oberste Rat, der ebenfalls „Areopag“ genannt wurde. In der Römerzeit hatte der „Areopag“ nur noch informellen Einfluss. Heute ist der „Areopag“ das oberste Gericht Griechenlands.

Die Athener hatten bei allen Göttern, die sie verehrten, auf Nummer Sicher gehen wollen und hatten einen Altar für „die Götter Asiens, Europas und Afrikas, die unbekannten und wandernden Götter“ errichten lassen.

In Athen war die Situation ähnlich wie heute. Auf der einen Seite die Epikureer mit ihrem wissenschaftlichen, von Gott befreiten Weltbild, und auf der anderen Seite die Stoiker mit ihrem esoterischen, vor allem von spirituellen Kräften durchwobenen Denken. Paulus kennt ihr Denken, denn er ist in Tarsus aufgewachsen, einer Hochburg der griechischen Philosophie.

Zunächst würdigt Paulus ihre Hingabe. Denn in jedem Menschen ist ein göttlicher Funke. Es ist ihm wichtig zu betonen, dass Gott nicht ein Gedanke des Menschen, sondern der Mensch ein Gedanke Gottes ist. Ohne Gott fehlt uns etwas (Apostelgeschichte 17,24-26).

Viele suchen nach etwas, das nur Gott ausfüllen kann. Es gibt den besonderen Moment, in dem Gott uns begegnet. Man sollte eher sagen, wo uns die Wirklichkeit Gottes bewusst wird, denn Gott ist nicht fern, er ist immer da. Paulus sagt: „In ihm leben wir und bewegen wir uns“ (Apostelgeschichte 17,28).

Um das wahrzunehmen, müssen wir umdenken und uns Gott zuwenden („dass überall alle umkehren sollen“ Apostelgeschichte 17,30). Umdenken von unseren falschen Gottesbildern, hin zum liebenden himmlischen Vater, wie er sich in der Bibel offenbart. Zum Umdenken gehört natürlich auch, dass wir unsere zerstörerischen Lebensmuster ändern und Verantwortung für unser Leben übernehmen.

Gott wird eines Tages die Dinge ins rechte Licht rücken. Er verhilft zur Gerechtigkeit und fordert Rechenschaft (Apostelgeschichte 17,31). Im Gericht werden die Dinge ins rechte Licht gerückt. Gott beurteilt unser Leben gerecht durch Jesus.

Es gibt ein Leben nach dem Leben. Indem Jesus vom Tod auferstand, hat er dem Tod die Macht genommen. Der Tod als Druckmittel wird wirkungslos, weil das Bewusstsein des ewigen Lebens die Perspektive verändert.

Vor den Denkern seiner Zeit erntet Paulus Spott für die Auferstehung der Toten. Die Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seele findet sich auch bei Platon. Alle Ideen sind unsterblich. Der Mensch als Idee inkarniert und kehrt nach dem Tod wieder in die Ewigkeit der Ideen zurück nach Platon. Leibliche Auferstehung und Unsterblichkeit der Seele, das sind die beiden Vorstellungen. Paulus verbindet sie: Er stellt sich das Leben nach dem Tod mit einer Art „Geistleib“ vor, so wie ihn Jesus hatte. Das ist eine ganz konkrete Verbindung von jüdischem und griechischem Denken.

Paulus fand nur bei wenigen Zustimmung. Denn Glauben heißt nicht verstehen, sondern sich trotz offener Fragen Gott anvertrauen.

Dionysius ist nach der Überlieferung der erste Bischof von Athen und heute Stadtpatron.

Hanspeter Obrist, April 2025

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